KRFD-Sportprojekt

Sportförderung und Mehrkindfamilien – Gibt’s das? Geht das? Und wenn ja, wie?

Sport – egal ob Spitzensport oder Breitensport – ist aus vielfältigen Gründen wichtig und trägt zum gesunden Lebensstil bei. Der Verband kinderreicher Familien Deutschland e.V. rückt die Wichtigkeit und gesellschaftliche Relevanz von Sport in den Mittelpunkt.

Das Ziel ist es, (kinderreichen) Familien Wege aufzuzeigen, wie eine altersgerechte, individuelle Sportförderung möglich wäre.


Ein Beispiel aus dem Spitzensport

Jemima Seitz kommt aus Homburg und hat acht ältere Geschwister. Zum Zeitpunkt des Interviews war sie 17 Jahre alt und spielte seit circa eineinhalb Jahren
Flag Football - mittlerweile auch in der Nationalmannschaft. In einem Interview hat sie uns einige Fragen zu ihrem Alltag beantwortet:

Hallo Jemima. Was hat dich ursprünglich zum Flag Football gebracht, und wie hat deine Familie darauf reagiert, dass du diesen Sport
professionell und sogar in der deutschen Nationalmannschaft betreibst?
Mein Bruder Simeon hat vorletztes Jahr schon Tackle Football bei den Saarpfalz Celtics gespielt und hat mitbekommen, dass ein Flag Football Team gegründet wird. Da hat Simeon mich ins erste Training mitgenommen. Erst waren meine Eltern wegen der Verletzungsgefahr skeptisch, doch als ich ihnen erklärt habe, dass Flag Football nicht so viel Kontakt wie Tackle Football hat, haben sie eingewilligt. Als ich meinen Geschwistern erzählt habe, dass ich beim Jugendländer Turnier in Berlin mitmachen würde, waren sie begeistert und haben mich motiviert.

Nun bist du nicht das einzige Kind deiner Eltern. Wie haben deine Eltern dich auf deinem Weg im Leistungssport unterstützt, und welche Rolle spielen sie in deinem Alltag als Sportlerin? Übernehmen sie Fahrdienste? Oder habt ihr für andere Eltern Zeitmanagement-Tipps?
Meine Eltern haben mich zu einer selbstständigen und unabhängigen jungen Frau erzogen und haben mir so beigebracht, mich um mich selbst zu kümmern und selbst zu organisieren. Dazu gehört zum Beispiel zu planen, wie ich zum Training komme, wobei ich oft mit dem Fahrrad fahren kann. Ich finde es wichtig, dass Kindern früh Verantwortung überlassen wird, um Zeitmanagement, Planung und Wertschätzung zu lernen.

Was bedeutet es für dich, in einer so großen Familie aufzuwachsen, und wie hilft dir das im Sport, besonders im Umgang mit Drucksituationen oder der Zusammenarbeit im Team? Oder ist der Sport auch eine Möglichkeit, um sich von deinen anderen Geschwistern abzuheben?
Trotz vielen Herausforderungen in einer so großen Familie, hat mich das Zusammenleben in vielen Punkten auf die Interaktion im Football Team vorbereitet. Zum Beispiel habe ich gelernt, nicht egoistisch zu sein und zusammenzuarbeiten. Außerdem ist es in einer Familie auch wichtig, Empathie zu zeigen und auf die andern zu achten. Ich bin sehr froh in so einer großen Familie zu leben, weil ich immer jemandem habe, der mir etwas erklärt, mit dem ich auch über Probleme sprechen kann und da ich so viele Geschwister habe, können sie mir viele andere Blickwinkel zeigen.
Es gibt Hobbys, für die sich fast die ganze Familie interessiert, so wie Musik. Ich finde es auch immer sehr schön, wenn die ganze Familie zusammen ist und wir zusammen Musik machen. Durch Football haben ein paar Geschwister gemerkt, dass ich doch nicht mehr die „kleine unselbstständige Schwester“ bin, die immer das macht, was die Geschwister machen, sondern dass ich selbstständig bin und mich für meinen Sport einsetzte. In diesem Sport bin ich auch mal nicht „eine von den Seitz‘s“ und die Leute sind nicht voreingenommen.

Wie schaffst du es, dein Training und deine Spiele für die Nationalmannschaft mit deinem Schulalltag und dem Leben in einer so großen Familie in Einklang zu bringen?
Es ist schwierig, aber meine Familie unterstützt mich. Meine Geschwister kann ich immer um Hilfe bitten. Wenn ich in der Schule Hilfe brauche, helfen sie mir. Ich weiß, dass ich mich immer auf meine Familie verlassen kann und sie hinter mir steht.


Seit August 2023 ermöglicht uns das Programm „Erasmus+ Sport“ die europäische Lernmobilität zum Thema „Sportförderung in Mehrkindfamilien“ voranzutreiben. Damit ist der Verband seit der ersten Ausschreibungsrunde Förderpartner bei diesem Programm, das sich überwiegend an Organisationen aus dem Breitensport wendet. Wir sind daher umso dankbarer, dass wir als Familienverband im Kreise des EU-Programms agieren können und das diese thematische Wichtigkeit auf europäischer Ebene auch uns zuteil wird.

Wir kooperieren mit unserem elfac-Partner in Portugal, dem Associação Portuguesa de Famílias Numerosas (Portuguese Large Families Association). Dadurch bekamen sechs unserer haupt- und ehrenamtlichen Personen die Gelegenheit, durch einen viertägigen Aufenthalt in Lissabon in 2024 ihre Kompetenzen und Qualifikationen zu verbessern und neue Fähigkeiten und Methoden zu erwerben. Welche Anstrengungen unternimmt Portugal im Bereich der Sportförderung für kinderreiche Familien? Welche Herausforderungen, Bewegung und Sport in großen Familien zu fördern, hat Portugal? Gibt es best practice-Beispiele und wenn ja, was können wir von ihnen hier in Deutschland lernen und ggf. an Strukturen implementieren?
Untenstehende findet ihr den Bericht der Delegation.

 

Besuch des Erasmus Plus Sport-Progamms in Portugal November 2024

Besuch des Erasmus Plus Sport-Progamms in Portugal

Vom 14. bis 17. November 2024 reiste eine Delegation des Verbandes kinderreicher Familien Deutschland e.V. nach Lissabon, Portugal, zu einem inspirierenden und fruchtbaren Job-Shadowing-Austausch mit dem portugiesischen Verband kinderreicher Familien (APFN). Der Schwerpunkt dieses Besuchs lag auf der Förderung des Sports in kinderreichen Familien - ein Thema, das mit den besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten unserer Mitglieder eng verbunden ist.

Dieser Austausch markierte einen wichtigen Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen unserem Verband und unseren portugiesischen Partnern. Die herzliche und enthusiastische Gastfreundschaft unserer Gastgeber gab den Ton für eine produktive und unvergessliche Erfahrung an. An mehreren Tagen tauschten wir bewährte Praktiken aus, diskutierten politische Ansätze und erkundeten kreative Wege zur Unterstützung von Familien, die die Anforderungen von Sport und Familienleben unter einen Hut bringen müssen.

Ein Höhepunkt des Programms war die Gelegenheit, Spitzensportler, Trainer und Sportadministratoren zu treffen. Ihre Einblicke in die Förderung von Spitzenleistungen im Sport bei gleichzeitiger Wahrung starker familiärer Bindungen waren sowohl motivierend als auch aufschlussreich. Wir hatten auch die Möglichkeit, Sportanlagen zu besichtigen, mit lokalen Entscheidungsträgern zu diskutieren und die reiche portugiesische Kultur jenseits der üblichen Touristenpfade zu genießen.

Diese Erfahrung hat die Stärke der europäischen Zusammenarbeit unterstrichen. Dank unseres Treffens konnten wir voneinander lernen, dauerhafte Verbindungen aufbauen und unser gemeinsames Engagement für die Unterstützung kinderreicher Familien über Grenzen hinweg stärken.

Wir sind unseren portugiesischen Partnern sehr dankbar für ihre außergewöhnliche Großzügigkeit und ihr Engagement, mit dem sie diesen Austausch zu einem Erfolg gemacht haben. Diese Zusammenarbeit hat nicht nur unseren Horizont erweitert, sondern auch die Bedeutung der internationalen Solidarität bei der Förderung des Wohlergehens kinderreicher Familien unterstrichen.

Wir freuen uns auf zukünftige Gelegenheiten zur Zusammenarbeit und darauf, auf den wertvollen Ideen und Freundschaften aufzubauen, die während dieses bemerkenswerten Besuchs entstanden sind. Wir sind der portugiesischen Generalsekretärin, Frau Ana Cid, und dem portugiesischen Vorstand sehr dankbar für ihre Unterstützung. Gemeinsam leben wir wirklich den europäischen Geist!

Besuch unserer Delegation bei der APFN Portugal Mai 2024

Sportförderung für große Familien in Portugal

Am ersten Maiwochenende hatte eine kleine Delegation unseres Verbandes die Möglichkeit, im Rahmen unseres Erasmus Plus Sport-Austauschs für ein „job shadowing“ nach Portugal zu fliegen. Unser Ziel war es, gemeinsam mit unserem Partnerverband für große Familien in Portugal (Associação Portuguesa de Familias Numerosas, kurz APFN) Einblicke zu gewinnen, wie Bewegung und Sport in kinderreichen Familien in Portugal gefördert werden.
Die Reise führte uns nach Lissabon, wo wir von der Begeisterung und dem Engagement der portugiesischen Kollegen beeindruckt waren. Es war schnell ersichtlich, dass sie sich ebenso wie wir für die Förderung des Sports und die Stärkung von Mehrkindfamilien einsetzen.
Der APFN ist dazu eine Kooperation mit der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon eingegangen und unsere Delegation konnte bei der Premiere am 4. Mai mit 15 Großfamilien teilnehmen. Dabei haben Studierende der Universität Spiele und Bewegungskonzepte entwickelt, bei denen die ganze Familie (in ihrer Altersvielfalt) zugleich teilnehmen und Spaß haben konnte.
Die Spiele waren so ausgelegt, dass sich diese auch im Alltag integrieren lassen. So wurde u.a. getanzt, Riesenmemory und „Human Football“ gespielt. Auch wurden Themen zur Ernährung mit angesprochen und den Eltern Tipps auf den Weg gegeben. Man nannte es „Obstsushi“ – klang cool, war es auch!
Die herzliche offene Art der dortigen Familien machte uns eine Teilnahme und ein Wohlfühlen leicht. Wir wurden direkt integriert. Wieder fiel uns auf, dass Kinderreiche nicht mit Smalltalk anfangen, sondern aufgrund ihrer Themen schon direkt eine Gesprächsebene tiefer einsteigen. So wurde Karoline als Jurymitglied beim Tanzen direkt eingebunden.
Das Sporttreffen fand seinen Abschluss mit einer Urkundenverleihung innerhalb aller mitmachenden Familien (ein kleiner Wettkampfcharakter sollte es schon sein). Während eines kleinen Mittagssnacks konnte man das, was man an Kaloriern verbrannt hat, wieder aufnehmen. Der Grund war jedoch ein erfreulicher: an dem Tag feierte der portugiesische Verband sein 25-jähriges Bestehen. Der KRFD e.V. gratuliert recht herzlich zu diesem schönen Ereignis.
Wir konnten uns bei den vielen Gesprächen mit den portugiesischen Familien von den vielfältigen Angeboten des portugiesischen Verbandes inspirieren lassen und lernten schon etwas Land, Politik und Leute kennen.
Wir sind gespannt darauf, im November noch mehr über die portugiesischen Ansätze und Methoden zu erfahren und zu sehen, wie wir sie in unsere eigenen Programme integrieren können. Dann interessiert uns auch, wie Leistungssportförderung möglich ist.
Wir danken an dieser Stelle herzlich Erasmus+ und Jugend für Europa, die uns die Möglichkeit gegeben haben, an diesem „brain train“ Austausch teilzunehmen. In einer Zeit, in der die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und interkulturellen Austauschs wichtiger denn je ist, sind Programme wie diese von großem Wert. Sport frei!


Über ErasmusPlus Sport

Dieses EU-Förderformat soll damit zur Weiterentwicklung, zum Kapazitätsaufbau und zum Wissenstransfer in den beteiligten Organisationen beitragen, die gemeinsamen europäischen Werte über sportlichen Austausch fördern und internationale Zusammenarbeit im Breitensport anregen. 

JUGEND für Europa ist vom Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI) beauftragt worden, als Nationale Agentur diesen neuen Programmbereich von Erasmus+ Sport in Deutschland umzusetzen.
Weitere Informationen gibt es hier.


Aufruf

Unterstützung ist uns jederzeit gern willkommen! Wir freuen uns auch über Ihre Hinweise und ggf. weitere Kontaktvermittlungen zu Ansprechpersonen in Sportvereinen, Verbänden, Stadtsportbunden und (Ex-/Profi-)Sportlerinnen und Sportlern, die bereit sind, aus ihrem Familien- und Sportleben zu berichten.

Kontakt

Ansprechpartnerinnen: Karoline Iwersen und Laura Schlichting

E-Mail: sport@kinderreiche-familien.de